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Memphis

 

Die Mailänder Designergruppe «Memphis» sorgte in den Bereichen Möbel-, Textil- und Keramikdesign unter Ettore Sottsass in den 80er-Jahren für weltweites Aufsehen und befreite das bis dahin funktionalistisch dominierte internationale Design von seiner engen industriellen Anknüpfung. Statt dessen zeichnen sich die Entwürfe von Memphis durch eine auffallend bunte, schrille Farbigkeit, gewagte Material- und Formkombinationen sowie einen heiter-unbeschwerten Umgang mit Dekor und Ornament aus.

Im Dezember 1980 versammelten sich um Ettore Sottsass in Mailand Michele de Lucchi, Barbara Radice, Matteo Thun und andere, um bei der aufgelegten Platte von Bob Dylan «Stuck Inside of Mobile with the Memphis Blues Again» - wovon sich der Name der Gruppe ableitet - in euphorischer Atmosphäre neue Horizonte des Designs zu erschließen. Am 18. September 1981 wurde in der Mailänder Galerie Arc '74 die erste Ausstellung von Memphis eröffnet, in der zahlreiche Möbel sowie Keramikarbeiten, Lampen und Uhren der begeisterten Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Zu den oben genannten Designern waren u.a. folgende Architekten und Designer hinzugestoßen: Andrea Branzi, Michael Graves, Hans Hollein, Arata Isozaki, Shiro Kuramata, Alessandro Mendini, Masanori Umeda. Ferner schlossen sich an: Aldo Cibic, Javier Mariscal, Paola Navone, Peter Shire, George James Sowden, Marco Zanuso.

Memphis ging unmittelbar aus der Gruppierung Studio Alchimia hervor, die in den späten 70er-Jahren in Mailand als Zentrum der radikalen Designeravantgarde bereits antifunktionalistische Tendenzen erprobte. Jenseits allen theoretischen Überbaus verbindet sich mit Memphis die Rückkehr zum kreativen, lebensfrohen Design, das die künstlerische Spontaneität und Individualität über alle industriellen Standards von Zweckmäßigkeit und Funktionalität erhob. Das typische Memphisprodukt kennzeichnet sich durch eine heterogene Zusammensetzung einzelner, individuell gestalteter Formelemente, sodass nicht eine geschlossene Gesamtgestalt entsteht, sondern ein stark kontrastierendes Konglomerat von Formen, Farben und Materialien. Häufig sind die Flächen überzogen mit einem Laminat bakterienähnlicher Dessins, z.B. die Entwürfe «Bacterio» oder «Spugnato» von Ettore Sottsass. Die Anknüpfungspunkte an alle Epochen der Kulturgeschichte sind außergewöhnlich vielfältig, wobei Parallelen zur Haltung der Postmoderne nicht zu übersehen sind. Insbesondere die etwas abgegriffene Plastikästhetik der 50er-und 60er-Jahre übte eine große Anziehungskraft aus, wobei deren billig und kitschig wirkende Laminate wiederentdeckt wurden.

Bunt bedrucktes Resopal, seit den 50er-Jahren für öffentliche Räume wie z.B. einfache Restaurants, Bars oder Kinos verwendet und gleichbedeutend mit schlechtem Geschmack, hielt Einzug in den Bereich exklusiver Wohnmöbel. Der Antirationalismus vieler Gegenstände, z.B. in Form einer «falschen» Statik oder Materialverwendung, lässt eine kreative Autonomie erkennen und bewirkte gemeinsam mit einer Abkehr von funktionalen Normen eine Grenzöffnung zur bildenden Kunst. Als prominente Designprodukte gelten beispielsweise das Sofa «Lido» (1982) von Michele de Lucchi, das Bücherregal «Carlton» (1981) und die Tischleuchte «Tahiti» (1981) von Ettore Sottsass oder der Stuhl «Palace» (1983) von George James Sowden. Ende der 80er-Jahre ließ die Innovationskraft von Memphis nach, das sich 1988 mit dem Ausscheiden von Sottsass nicht zuletzt unter einer erdrückenden Flut von minderwertigen Imitationen auflöste. Nach der jahrzehntelangen Herrschaft des internationalen Funktionalismus, etwa in den zeitlos erscheinenden Normen der Hochschule für Gestaltung, Ulm, war dem radikalen Design von Memphis eine nicht mehr für möglich gehaltene Revolution gelungen. (© Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey)

 

www.memphis-milano.it

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